MEDIAFIX-Kunden erzählen: Geschichten zum Mauerfall
Pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum möchten wir hier zusammen mit unseren Kunden und dem Historiker Christian Simon ein Stück deutsche Geschichte festhalten. Jedes Jahr gehen Hunderte von Bildern zum Berliner Mauerfall durch die Presse und auch MEDIAFIX-Kunden haben noch ein paar ganz besondere, unveröffentlichte Aufnahmen von dieser bewegenden Zeit.
In unserer neuen Rubrik «MEDIAFIX Zeitreise» möchten wir zeigen, wie grossartig es ist, diese alten Bilder mit all ihren Emotionen zu neuem Leben zu erwecken. Mit freundlicher Untersützung des Historikers Christian Simon, der die Bilder sowohl zeitlich als auch örtlich einordnete, erzählen diese Bilder von einem Berlin in den 60er Jahren ebenso wie vom endgültigen Ende der Mauer und der Öffnung der Grenze im November 89.
Lesen Sie hier, wie unsere Kunden diese spannende Zeit erlebt haben und was sie selbst zu Ihren Bildern sagen.
«Ein Jahrhundert-Erlebnis»
Sperrgebiet am Brandenburger Tor. Foto: Karl Wenchel
Am 09. November jährt sich der Berliner Mauerfall zum 30. Mal – ein Ereignis, das die deutsche Geschichtsschreibung für immer verändert hat.
„Es war ein Jahrhundert-Erlebnis, auch wenn man nicht unmittelbar dabei war“,
so drückt es Karl Wenchel rund 30 Jahre später in seinem Brief aus, den er uns zusammen mit seinem Erlebnisbericht von 1961 zugesandt hat. Darin enthalten: Bilder, die der heute 91-Jährige damals bei einem DDR-Besuch im West-Berliner Sperrgebet mit seiner Minox-Spionagekamera aus dem Inneren eines Omnibusses heraus geschossen hat. Erlaubt war es nicht. Doch heute sind es die einzigen Aufnahmen, die er von dieser Reise noch hat.
Wir von MEDIAFIX haben Herr Wenchels „verbotene Aufnahmen“ digitalisiert und freuen uns, dass er rund 60 Jahre später noch Freude an seinen Bildern hat.
Die Bilder zur Serie sehen Sie hier. Klicken Sie einmal in das Bild, um den Kommentar auszublenden und ein weiteres Mal, um ihn wieder einzublenden.
Anlässlich des Mauerbaus unternimmt Herr Wenchel im Oktober 61 eine Fahrt nach Berlin. „Wir waren zum Gedenktag der Oktober-Revolution am 08. Oktober vor Ort, als überall entlang der Grenze die Posten verstärkt wurden und viele Personen von einem Besuch im Ostteil der Stadt ausgeschlossen wurden. Der Grund: Im Osten fand eine große Parade statt, ranghöchster Besucher war kein geringerer als der sowjetische Ministerpräsident Mikojan. Wir wollten kein Risiko eingehen und sind deshalb erst am folgenden Tag hinüber gefahren.“
Bild und Kommentar: Karl Wenchel
Zu sehen ist das Sperrgebiet vor dem Brandenburger Tor, das eigentlich gar nicht befahren werden durfte. „Es gab ja noch keine feste Grenze und das war alles noch Sperrgebiet, wo man eigentlich gar nicht hindurfte“, so Herr Wenchel zu diesem Bild.
Bild und Kommentar: Karl Wenchel
Historiker Christian Simon: „Hinten zu sehen ist das Brandenburger Tor, der Reichstag stünde links, die Straße ist heute nur noch ein Fußweg, an dem auf der linken Seite seit 2012 das Mahnmal für die Sinti und Roma steht."
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Historiker Christian Simon: „Die Aufnahme zeigt die ehemalige Ruine des Reichstags. Der Wiederaufbau wurde erst im Jahr 1971 vollständig abgeschlossen, doch wie hier zu sehen ist, war das Gebäude in den Grundzügen bereits im Oktober 1962 wiederhergestellt.“
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Zu sehen ist abermals die ehemalige Ruine des Reichstags.
Bild: Karl Wenchel
Christian Simon: „Die Aufnahme zeigt das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten. Im Hintergrund ist der Reichstag zu sehen. Es ist eins von vier Denkmälern im Berliner Stadtgebiet, die zum Gedenken an die Gefallenen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg errichtet worden sind.“
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Das Ehrenmal im Tiergarten lag zu den Zeiten der Grenze im britischen Sektor. Nach dem Bau der Mauer im Jahr 1961 wurde es durch die britische Besatzungsmacht abgeriegelt und gesichert.
Bild: Karl Wenchel
Christian Simon: „Das Aussteigen am Mahnmal war nicht erlaubt, deswegen konnten Bilder nur durch die Scheibe geschossen werden.“
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Christian Simon: "Zu sehen ist das ehemalige Sperrgebiet am Brandenburger Tor. Heute Platz von großen Paraden zeigt das Bild aus 1962 die leer gefegte Straße zum Brandenburger Tor. Links im Bild ist das sowjetische Ehrenmal zu erkennen."
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Christian Simon: „Zu sehen ist die 1957 eröffnete Kongreßhalle am Tiergarten in West-Berlin, heute als „Haus der Kulturen“ bekannt.“
Bild: Karl Wenchel Kommentar: Christian Simon
Bild aus dem Inneren des Omnibusses in Fahrtrichtung zur Siegessäule, die auf dem Großen Stern im Tiergarten steht und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins gehört.
Bild: Karl Wenchel
Grenzöffnung am 09.11.1989
Ein junger Helfer „hilft“ beim Einreissen der Mauer am Potsdamer Platz. Foto: Sebastian Wallrafen
Auch Sebastian Wallrafen hat seine Berlin-Bilder aus 1989 bei uns digitalisieren lassen. Von 1986 bis Anfang 92, zur Zeit seines Studiums, hat er in Berlin gelebt, wie er uns am Telefon erzählt.
Als er am Abend des 09. November von der Grenzöffnung erfährt, befindet sich Herr Wallrafen in Gesellschaft mehrerer Studienfreunde. Kurze Zeit später machen sich die Freunde auf zum Grenzübergang an der Bornholmer Strasse. Die meisten Bilder sind jedoch erst ein oder zwei Tage später entstanden. „Es gab ja noch keine Handys“, so Wallrafen, „und wer hatte denn schon ständig einen Fotoapparat in der Tasche? Ich bin dann zwei Tage später noch einmal gezielt mit Kamera und Filmen ausgestattet durch den Wedding gelaufen und auch zum Ku’damm und abends mit Freunden zum Brandenburger Tor“.
Seine Bilder zeigen die Mauer, besetzt von Grenzposten der Volkspolizei, umringt von Menschenmassen aus Ost und West.
Grossaufnahme zweier Grenzposten. Foto: Sebastian Wallrafen
«Ich denke, die waren genau so unsicher wie wir»
erzählt er uns. «An dem Samstag, an dem ich die Bilder von der Mauer mit den Wachposten gemacht habe, waren die Wachposten noch sehr distanziert und wortkarg. Das hat sich erst im Laufe der Zeit etwas gelöst. Ich denke, die waren genau so unsicher wie wir, weil ja zu dem Zeitpunkt auch keiner wusste – in welche Richtung geht das jetzt hier?»
Er berichtet aber auch von der ausgelassenen Stimmung am ersten Abend, von dem Sturm auf das Brandenburger Tor in der ersten Nacht und von Menschen aus Ost und West, die ausgelassen gefeiert und auf der Mauer getanzt und gesungen haben.
«Das war aber nur am Anfang möglich, danach hat die Volkspolizei die Mauer geräumt und sich dann als Wachen oben drauf gestellt, um dann doch noch ein bisschen Staatsmacht zu zeigen.» Wie viel davon noch übrig geblieben ist, zeigen die Bilder der fleissigen Mauerspechte, die unter den Augen der Volkspolizei bereits mit dem Abriss begonnen haben.
«Die ganzen Mauerspechte waren ja überall»
erinnert sich Herr Wallrafen und räumt ein: «Ich und meine Freunde haben natürlich auch an der Mauer rumgeklopft, auch, um uns ein Andenken zu holen.»
Insgesamt, so sagt er, war es eine grosse Freudenstimmung auf beiden Seiten. «Die Ost-Berliner wurden begrüsst mit Applaus, West-Berliner standen da mit einem Sekt auf und, ja, es war einfach schön, dass die rüberkommen konnten und dass diese kranke Mauer endlich durchlässig war. Man rannte aneinander vorbei und freute sich und teilweise lag man sich in den Armen».
Alle Bilder sehen Sie hier:
11.11.89: Ganz Berlin ist auf den Beinen. Das Bild zeigt den Tauentzien Richtung Wittenbergplatz/KaDeWe am Samstagmittag.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Auch das Brandenburger Tor ist bereits von der Presse belagert. Die Mauer eng besetzt von der Volkspolizei.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Oberhalb der U-Bahnstation zeigt sich ein ähnliches Bild: Menschenmassen aus Ost und West bevölkern den Kurfürstendamm.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Samstagvormittag: Die Volkspolizei ist noch sehr distanziert und wortkarg.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Auch hier angespannte Mienen.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Trotz hohen Aufgebots an Volkspolizei ist alles friedlich und die Stimmung gut berichtet Herr Wallrafen zu diesem Bild.
Historiker Christian Simon: "Die unbewaffneten DDR-Grenzposten stehen hier auf der Mauer, damit Sie von West-Berliner Seite nicht mehr bestiegen werden kann."
Bild: S. Wallrafen
Historiker Christian Simon: "Man kann in diesem Abschnitt auf der Mauer stehen, weil Sie wegen des Brandenburger Tors anders gestaltet war. Sie sollte – vor allem für internationale Touristen – nicht so abschreckend wirken, sondern eher harmlos. Andere Mauer-Abschnitte schließen nach oben mit einer Röhre, auf der man nicht stehen kann. Diese Röhre sollte es Flüchtenden unmöglich machen, sich an der Mauerkante hochzuziehen."
Bild: S. Wallrafen
Kommentar: Christian Simon
Im Laufe des Tages wird die Stimmung auch auf Seiten der Volkspolizei gelöster. Hier und da ist ein verstecktes Lächeln möglich.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Derweil auf der Müllerstraße im Wedding: Auszahlung von 100 DM Begrüßungsgeld in allen Banken. Die Schlangen der Ost-Bürger laufen ineinander.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Samstagvormittag in der Nähe des Übergangs Invalidenstraße auf Westseite: Kaiser/Tengelmann verteilt Begrüßungsgeschenke mit West-Lebensmitteln an DDR-Besucher.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
West-Berliner begrüßen freudig DDR-Bürger am Grenzübergang Invalidenstrasse.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Der sogenannte Polenmarkt am Reichpietschufer in West-Berlin am 11.11.89. In den ersten Wochen nach dem Mauerfall kamen an manchen Tagen über 35.000 Besucher hierher.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Zurück an der Mauer: Es werden Vorbereitungen für einen neuen Mauerdurchgang getroffen. Bereits einen Tag später, am 12.11.89 wird der Durchgang um 8:00 Uhr morgens eröffnet.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Beteiligungen am Durchbruch auch auf West-Berliner Seite: Ein junger Helfer „hilft“ beim Einreißen der Mauer am Potsdamer Platz.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Ein skurriles Bild mit Symbol-Kraft: Auch hier versucht jemand, die Mauer einzureißen.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Erste Durchbrüche sind bereits geschafft. Unzählige Menschen zogen in den ersten Tagen mit Hammer und Meißel los, um beim Niederreißen zu helfen und sich ein Andenken von der Mauer zu holen.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Auf den ersten Blick scheint auch hier ein Durchbruch zu sein, aber es ist doch nur ein am Vortag angebrachter Spiegel.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Noch weht die Fahne am Brandenburger Tor, als wäre nichts gewesen.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Unter den Augen der Volkspolizei verrichten die Mauerspechte weiter ihre Arbeit. Hier gut zu sehen: An der Kante der Mauer wurde schon einiges abgeschlagen.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Der Tauentziehen Richtung Gedächtniskirche am Samstagabend (11.11.89). Autoverkehr ist nicht mehr möglich. Tausende Berliner aus beiden Stadtteilen bevölkern die Straßen und bummeln, schauen und feiern. Es ist eine fröhliche, ausgelassene Stimmung voller Hoffnung.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Das gleiche Bild zeigt sich am Kurfürstendamm Richtung Adenauer Platz.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Der Tauentziehen Richtung Wittenbergplatz/KaDeWe, tausende frohe Menschen aus Ost und West feiern bis spät in die Nacht.
Bild und Kommentar: S. Wallrafen
Das Ost-Berlin der 1970er Jahre
Lenin-Denkmal in Friedrichshain. Foto: Heidi Bähre
Frau Bähre, eine weitere MEDIAFIX-Kundin, liess die Aufnahmen Ihres verstorbenen Vaters digitalisieren. Während des Besuchs der Eltern in Ost-Berlin sind unter anderem diese Aufnahmen entstanden, die das 19 Meter hohe Lenin-Denkmal in Friedrichshain zeigen.
Die Bilder zeigen ein Berlin, das es so heute nicht mehr gibt. Einige der Gebäude wurden nach dem Mauerfall aus politischen Gründen abgerissen. Darunter etwa der Palast der Republik, das DDR-Aussenministerium und das imposante Lenin-Denkmal, dessen Kopf jetzt in der Zitadelle in Spandau ausgestellt ist.
Alle Bilder zur Serie sowie die Kommentierung von Historiker Christian Simon sehen Sie hier:
Karte vom geteilten Berlin.
Bild: Heidi Bähre
Der Potsdamer Platz in den 1970er Jahren: Der 1969 erbaute Fernsehturm steht schon, das 1978 fertiggestellte Hochhaus des internationalen Handelszentrum mit 25 Etagen noch nicht.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Das Brandenburger Tor. Die Hochhäuser im Hintergrund stehen in West-Berlin, weil die Mauer am Potsdamer Platz links abbiegt.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Hier zu sehen ist die Neue Wache unter den Linden in Ost-Berlin, damals Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus. Heute ist es ein Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, jedoch ohne Soldaten im preußischen Stechschritt.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Der gute alte Trabbi.
Bild: Heidi Bähre
Platz Unter den Linden. Das Bild zeigt, von links ausgehend: die Humboldt-Universität, die Neue Wache, Zeughaus, (heute: Deutsches Historisches Museum), im Hintergrund den Berliner Dom, ganz rechts auf der anderen Straßenseite das „rote Rathaus“. Der 1969 fertiggestellte Fernsehturm steht schon, aber in der Straßenflucht ist der 73-76 erbaute Palast der Republik noch nicht zu sehen.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Aufnahme des Berliner Doms. Das goldene Kreuz wurde erst 1981 auf die Kuppel gesetzt, das Bild muss also danach entstanden sein.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Zu sehen ist das Staatsratsgebäude mit eingebautem Portal IV des Berliner Schlosses. Das Berliner Schloss wurde während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Das in der Mitte stehende „Portal“ blieb jedoch erhalten. Darum herum wurde das Staatsratsgebäude erbaut, das 1964 eröffnet wurde. Heute befindet sich im Inneren die „European School of Management and Technology“.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Zu sehen ist der Palast der Republik, der zu den Zeiten der DDR für kulturelle Zwecke genutzt wurde. „Kesselbuntes“ wurde hier aufgeführt. Nach dem Fall der Mauer wurde das Gebäude abgerissen.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Blick auf den Alexanderplatz, rechts zu sehen das 1970 eröffnete Interhotel Hotel Stadt Berlin mit 37 Etagen und 1.012 Zimmern. Heute ist es das Park Inn by Radisson am Berliner Alexanderplatz.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Der 1969 erbaute „Brunnen der Völkerfreundschaft“. Erbaut aus Kupfer, Glas, Keramik und Emaille steht er auch heute noch auf dem Alexanderplatz.
Bild: Heidi Bähre
Der Fotograf steht hier mit dem Rücken zum Palast der Republik. Von links aus gesehen sieht man: die Marienkirche, das Hotel Stadt Berlin, den Fernsehturm und das „Rote“ Rathaus.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Das Lenin-Denkmal in Friedrichshain: Das Lenin-Denkmal wurde 1970 von rund 200.000 Menschen eingeweiht. Zwei Jahre nach der Wiedervereinigung begann der Abbau der 19 Meter hohen Statue, der Lenin-Platz wurde umbenannt und heißt seither „Platz der Vereinten Nationen“. Der in mehr als 100 Teile zerlegte Lenin wurde schließlich in einer Kiesgrube im Köpenicker Forst versenkt. Wiederrum 24 Jahre später wurde der riesige Kopf des Denkmals geborgen und wird seitdem in der Zirtadelle ausgestellt.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Im Bild zu sehen ist die Mauer am Postdamer Platz von West-Berliner Seite aus.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Noch ein Bild der Mauer von West-Berliner Seite am Potsdamer Platz.
Bild: Heidi Bähre
Kommentar: Christian Simon
Ein düsteres Kapitel – Die Bernauer Strasse
Bernauer Strasse. Foto: Heike Hilmer-Börner
Ein Bild wie kein zweites – links im Bild ein Gedenkkreuz mit noch frischen Blumen für Bernd Lünser, der bei einem Fluchtversuch ums Leben kam, rechts wurde in Grossbuchstaben das Wort «MÖRDER» an die Hauswand geschrieben.
Auch diese eindrucksvollen Bilder stammen aus den Magazinen von MEDIAFIX-Kunden und wurden von uns digitalisiert. Es sind düstere Bilder voller Tristesse.
Das Haus befindet sich an der Bernauer Strasse, die Schauplatz einer Reihe von Fluchtversuchen war. Sie verläuft zwischen den Bezirken Gesundbrunnen im Norden und Berlin Mitte im Süden und bildete somit einen Teil der Grenze zwischen dem heutigen Mauerpark und dem Berliner Nordbahnhof.
Zugemauerten Fenster an der Bernauer Strasse. Foto: Heike Hilmer-Börner
Zugemauerte Fenster und Türen
Um Fluchtversuche zu verhindern, wurden die an der Bernauer Strasse gelegenen Eingänge und Fenster der Häuser zugemauert und die Dächer mit Sperren versehen.
Es sind zumindest zehn Personen namentlich bekannt, die bei einem Fluchtversuch im Gebiet der Bernauer Strasse ums Leben kamen. An sie erinnert heute ein um 1995 aufgestellter Gedenkstein an der Einmündung zur Swinemünder Strasse. Einer von ihnen ist Bernd Lünser.
Die Geschichte des Bernd Lünser
Gedenkkreuz des Bernd Lünser. Foto: Heike Hilmer-Börner
Als Freiheitskämpfer verehrt starb Bernd Lünser mit nur 22 Jahren einen viel zu frühen Tod, als er beim Sprung vom Haus des Daches in der Bernauer Strasse 44 tödlich verunglückt. Alles, was er wollte, war pünktlich zum Start des Wintersemesters im Westen zu sein, um sein Bauingenieurstudium fortführen zu können.
Wie viele andere Studenten aus dem Osten, wurde auch er durch die Mauer von seinem Studienplatz im Westen abgeschnitten. Doch er war fest entschlossen, sein Studium im Westen fortzuführen und notfalls auch zu fliehen.
Experte Christian Simon erläutert:
«Am Abend des 4. Oktober 1961 klettert er auf ein Hausdach in der nahe gelegenen Swinemünder Strasse. Von hier aus wollte er über die Dächer Richtung Bernauer Strasse gehen und sich dort angekommen an einer Wäscheleine abseilen. Der Bürgersteig vor dem Haus gehörte bereits zu West-Berlin. Doch er wird entdeckt, zwei Grenzposten werden auf ihn aufmerksam und verfolgen ihn. Lünser fängt an zu rennen und schreit um Hilfe.
Auf West-Berliner Seite wird schnell reagiert: Passanten verständigen die Sektorstreife und bereits kurze Zeit später bezieht die Feuerwehr Stellung mit einem Sprungtuch vor der Hausnummer 44. Zwischen Lünser und den Grenzern kommt es derweil zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Lünser und ein Grenzer zur Dachkante rutschen. Als Lünser sich von dem Grenzer lösen kann, springt er vom Dach, verfehlt aber das aufgespannte Sprungtuch um etwa vier Meter. Der Aufprall auf das Pflaster war tödlich.»
Das Grab des Freiheitskämpfers befindet sich heute auf dem Steglitzer Friedhof. Eine Gedenktafel auf dem Bürgersteig erinnert an Bernd Lünser und seinen Tod.
Weiterführende Infos zur Bernauer Strasse finden Sie hier:
Bild von der Bernauer Straße, im Hintergrund sind die Sperranlagen mit Sichtblenden zur Eberswalder Straße zu sehen.
Bild: Maria Simon
Kommentar: Christian Simon
Blick von der Bernauer Straße in die (geteilte) Ruppiner Straße.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
Nahaufnahme von der geteilten Ruppiner Straße. Das auffällige helle Eckgebäude links in der Bildmitte ist das Haus Rheinsberger Straße 20.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
Gesperrter U-Bahnhof an der Bernauer Straße. Die Häuser hinter der Mauer stehen in der Brunnenstraße. Die Brunnenstraße kreuzt an dieser Stelle die Bernauer Straße, daher ist auch sie geteilt.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
Das Bild zeigt die zugemauerten Fenster an der Bernauer Straße. Um Fluchtversuche zu verhindern, wurden die Fenster und Eingänge nach und nach zugemauert.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
Gedenkkreuz mit frischen Blumen in Andenken an Bernd Lünser. Im Hintergrund gut sichtbar sind die zugemauerten Fenster der Bernauer Straße.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
In der Nahaufnahme ist die Aufschrift deutlich zu lesen: „Bernd Lünser: Von Vopos in den Tod getrieben – Für die Freiheit gestorben“
Bild: Heike Hilmer-Börner
Eindrucksvolles Bild vom Gedenkkreuz des Bernd Lünser, links steht in Großbuchstaben das Wort „Mörder“ an die Hauswand geschrieben.
Bild: Heike Hilmer-Börner
Kommentar: Christian Simon
Blick von der Bernauer Straße in die (geteilte) Wolliner Straße. Das erste Haus links wurde später abgerissen. Das Nachbarhaus an der Ecke (Wolliner Straße 20 / Kremmener Straße 8) steht heute noch.
Bild: Maria Simon
Kommentar: Christian Simon
Das gleiche Bild aus anderer Perspektive: Links das Gedenkkreuz mit Sicht auf die dahinterliegende Bernauer Straße. Auch hier gut zu sehen: Die zugemauerten Fenster der Häuser.
Bild: Maria Simon
Kommentar: Christian Simon
Bild vom Grenzübergang in der Heinrich-Heine-Straße (Kreuzberg-Mitte). Die Häuser stehen in Ost-Berlin und sind wegen der besonderen Situation an der Grenzübergangsstelle noch einmal extra ummauert, damit niemand von dort aus über die Grenzübergangsstelle entwischen kann.
Bild: Maria Simon
Kommentar: Christian Simon
Die Grenzbefestigung bestand in den Anfangsjahren im Innenstadtbereich meist aus einer gemauerten Wand mit einer Stacheldrahtkrone, wie hier zu sehen in der Sebastianstraße in Kreuzberg. Nach und nach ließ die Führung der DDR die Grenzen zwischen Ost- und West-Berlin zu mehrfach gesicherten Sperranlagen ausbauen.
Bild: Maria Simon
Kommentar: Christian Simon
All diese beeindruckenden und stimmungsvollen Bilder haben Kunden bei uns digitalisieren lassen. Es sind Unikate, die es so kein zweites Mal gibt. Wir bedanken uns bei all unseren Kunden für die Einreichung ihrer einzigartigen Bilder und ihren persönlichen Geschichten dazu und sind stolz, diese auf unserer Webseite festhalten zu können. Denn genau das ist unser Auftrag – Erinnerungen retten.
Wenn auch Sie noch einzigartige Bilder von besonderen Momenten haben, kontaktieren Sie uns gerne unter mediafix@presse.de und erzählen Sie uns Ihre ganz persönliche Geschichte dazu.
Über den Autor und Historiker Christian Simon
Steckbrief Christian Simon, geboren 1960 in West-Berlin. Studium der Geographie, Politologie und Grundschulpädagogik an der Freien Universität Berlin. Promotion im Jahr 2000 mit einem Berlin-Thema im Fach Geographie an der Technischen Universität Berlin. Tätigkeit als Berlin-Historiker: Buchautor, Verleger und Stadtführer.
2011 erschien von Christian Simon zum 50. Jahrestag des Mauerbaus im eigenen Verlag das Buch «Berlin Grotesk. Die Mauer im absurden Alltag einer Millionenstadt». Es handelt von den bizarren und irrwitzigen Situationen, mit denen die Berliner Bürger in beiden Teilen der Stadt zurechtkommen mussten.